Mindfight

Ich habe Sorge. Sorge davor, dass es mal wieder nichts wird. Ich habe schon öfter probiert, was zu starten. Doch am Ende ging mir die Puste aus, bevor es angefangen hat. Meistens wollte ich bloggen, vor allem über Computer- und Videospiele. Und es gab Zeiten, da habe ich wirklich Artikel geschrieben. Lange Reviews oder Meinungen über Gott und die Videospielwelt. Doch letztlich versackten alle dieser Versuche im Nichts.

Immer wieder probierte ich neue Webdesigns, andere Serveranbieter, spielte mit der Technik rum, doch das, um was es eigentlich gehen sollte, nämlich Texte, produzierte ich nicht. Ich erstellte Hüllen für Texte, ohne diese Hüllen zu füllen. Und die Texte entstanden nie, weil mir nichts relevant und gut genug vorkam und – vor allem – weil ich nichts zu sagen hatte, mir aber einredete es wäre anders.

In dem Buch ‚In die Sonne schauen‘ des Psychoanalytikers Irving D. Yalom spricht er von einer seiner Patientinnen, die sich neben ihrem Beruf auch künstlerisch betätigte, ihre Werke aber nie vollendete. Er fragt: “Oder könnte ein Gewinn darin liegen, dass sie Arbeiten nicht vollendete und so die Grenzen ihres Talents nicht auslotete? Vielleicht war die Fantasievorstellung attraktiv, dass sie, hätte sie gewollt, eine große Künstlerin hätte werden können?”. Und als ich das las, war mir augenblicklich klar, dass das auf mich zutrifft. Wer nichts probiert, kann auch nicht scheitern – weder an den eigenen noch an den Ansprüchen anderer.

Im Moment kämpfe ich also mit mir. Ich möchte ENDLICH etwas erschaffen, was andere Leute interessiert. Etwas das ihnen Spaß macht und das sie emotional berührt. Ich möchte anderen Leuten das geben, was ich seit meinem halben Leben so gerne konsumiere, nämlich Erlebnisse durch Medien. Ob Buch, Film, Spiel, Text, Musik – ganz egal. Aber es muss etwas geben, das ich kann und wenn ich es nicht kann, gewillt bin zu lernen. Aber allein darüber nachzudenken, löst die ersten Zweifel bei mir aus und die ‚Fantasieschranke‘ versperrt mir den Weg. Also die Schranke, die mich zurückhält meine Fantasievorstellung (“Ich könnte, wenn ich wollte!”) zu verlassen und mich in die Realität rauszuwagen.

Deswegen fällt mir allein das Schreiben dieses Textes hier schwer. Denn wenn ich darüber schreibe, dass ich etwas Erschaffen will und diesen Text veröffentliche, ist das eine Ankündigung an der man mich messen kann. Wenn ich sage, dass ich ein Computerspiel entwickeln will, ist das eine ziemlich klare Ansage. Aber genau das will ich. Ich will ein Spiel entwickeln und ich will, dass das jede:r weiß. Deshalb blogge ich darüber. Und deshalb habe ich es auch untypischerweise meinem sozialen Umfeld mitgeteilt.

Das sind erste kleine Schritte für mich, ohne dass ich überhaupt angefangen irgendetwas zu programmieren oder ein Konzept zu entwickeln. Aber diese Schritte sind für mich dringend notwendig, denn sie bilden das Fundament, mit dem ich überhaupt erst in der Lage sein werde, etwas Kreatives zu beginnen. Dieses Fundament zu bauen ist noch ein permanenter Mindfight für mich, bei dem ich gegen die ‚Fantasieschranke‘ kämpfe. Aber es zeichnet sich ein Sieger dieses Kampfes ab.

Und der bin ich.


Bildquelle: stablediffusionweb.com (Prompt: a brain which is thinking, there should be lights and flashes and so on who shows that something is going on in the brain, Kinematografie-Style)